Leben

Aufgrund einer vorübergehenden Mitgliedschaft meiner Eltern in einer privaten Krankenkasse fand meine Geburt in Wolfenbüttel statt. Das liegt neben unserem damaligen Wohnort Braunschweig, ist unbekannter, aber hübscher. Wobei Braunschweig auch besser ist als sein Ruf. Mit 2 Jahren zogen meine Eltern mit mir berufsbedingt nach Stuttgart. Meine Mutter versprach, dort wieder wegzugehen, sobald das Kind anfangen sollte, Schwäbisch zu sprechen. Das Kind hat Schwäbisch gesprochen, wir sind geblieben.

Foto: © Hessischer Rundfunk

 

Lange Zeit war mein Plan, mit dem wöchentlichen Austragen des Stuttgarter Wochenblatts so viel Geld zu verdienen, dass ich mir ein eigenes Hotel kaufen kann. Weil die Hiltons lieber dabei zugucken, wie ihre bescheuerte Tochter das Geld rausschmeisst, statt mir eines ihrer Häuser für 1.200 Mark zu überlassen, musste ich umdisponieren. Ich beschloss, weniger Schwäbisch zu sprechen und Radiomoderator zu werden. Kurz nach dem Abi 1994 begann ein halbjähriges Praktikum beim Waiblinger Sender RMB-Radio. Dieses mündete in ein Volontariat im selben Haus. Ich war gefühlte 16 Stunden pro Tag im Sender und der glücklichste Mensch der Welt. Ich glaube, mein Chef war darüber auch glücklich.

1997 war mein Schwäbisch so gut wie weg - und ich konnte es außerhalb Baden-Württembergs versuchen. Kurz nach Gründung fing ich beim FFH-Jugendsender planet radio an. Die Musik, die Aufmachung und die Werbekampagne - Deine Eltern werden kotzen - waren einmalig und das Programm schlug in Hessen ein wie eine Bombe. Mein Wunsch nach mehr journalistischen Inhalten wurde allerdings nicht erhört. Deswegen wechselte ich 1998 zum Hessischen Rundfunk, wo mit XXL ein Konkurrenzprogramm gestartet wurde. Leider blieben wir lange Zeit nur ein Geheimtipp unter musikavantgardistischen Jungmenschen, aber wer uns fand, fand uns gut. Mit der Umbenennung in YOU FM setzte der Erfolg ein, bald darauf begann aber auch meine biologische Jugendradio-Uhr zu ticken. Bevor es altersbedingt unwürdig wurde, Baggyhosen und Skatershirts zu tragen, durfte ich 2006 zum großen Bruder hr3.

2008 folgte ein weiterer Schritt der schwungvollen Seriösierung meines Kleidungsstils: In Anzügen trage ich das Wetter in der ARD und im hr-Fernsehen vor.

Und seit 2017 schließlich habe ich in logischer Konsequenz die nächste Senioritätsstufe im hessischen Radio erreicht und bin seitdem nachmittags in hr1 zu hören. Ohne Kamera, deswegen auch ohne Anzug, aber trotzdem seriös.